Es ist der Herr! Alleluja, Christus lebt!

Jesus charakterisiert den von den Juden erwarteten Messias einmal mit den Worten aus dem Psalm Davids: „Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten!“ (Ps.109,1) und öffnet mit einer Frage die Augen dafür, wer denn eigentlich dieser Messias ist: „David nennt ihn also ‚Herr’. Wie kann er da sein Sohn sein?“ (Lk.20,42.44).
David tritt hier an die Seite Johannes des Täufers, der wegen seines Auftretens und seines Rufes zur Umkehr auch von vielen als möglicher Messias gesehen wurde, der aber klar bekannte, dass er nur sein Vorläufer sei: „Nicht ich bin der Messias, sondern, ich bin vor Ihm hergesandt“ (Joh.3,28), und „ich bin nicht würdig, seine Schuhriemen zu lösen!“ (Joh. 1,27).
Der Hinweis auf das Wort Davids soll nach Jesu Willen Seinen Zuhörern die Wahrheit erschließen, dass der Messias nicht nur „Sohn Davids“ ist, wie es allgemein von den Juden erwartet wurde (solche Abstammung wäre im heutigen Israel praktisch kaum mehr nachweisbar, weswegen viele Juden heute auch gar keinen persönlichen Messias mehr erwarten), sondern dass der Messias noch als „Herr“ über dem jüdischen König und Ahnvater David steht, letztendlich also derjenige Herr ist, den die Juden auf hebräisch „Adonai“ nennen, um den Namen Gottes „Jahwe“ der Ehrfurcht halber nicht aussprechen zu müssen!
„Es ist der Herr!“ (Joh.21,7) ist auch der Ruf der Jünger, als Jesus sie nach Seinem Tod vom Ufer aus anredet, als sie nach Seinem Tod beim Fischen eine ganze Nacht nichts gefangen haben, und Er plötzlich dasteht und sie lehrt, die Netze zur Rechten auszuwerfen, so dass diese plötzlich so voll sind, dass sie nicht mehr vermögen, sie einzuziehen.
Jesus erscheint ihnen neu, sie können es noch nicht fassen, dass Er wieder unter ihnen weilt und sie zum Frühstück am Ufer einlädt (Joh.21,12). Wie schwer fiel es ihnen, zu glauben, dass für Jesus nicht das Kreuz das Letzte ist, sondern das wahre Leben in der Auferstehung! Als Er noch lebte, da hatten sie zwar gesehen, was auch die traurigen Jünger auf dem Weg nach Emmaus bekennen: „Er sei ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und allem Volk!“ (Lk.24,19). Doch jetzt sind sie von Traurigkeit und Verwirrung überwältigt, obwohl Jesus ihnen doch nicht nur Seinen Tod, sondern wiederholt auch deutlich Seine Auferstehung vorausgesagt hatte (Mt. 16,22; 17,23; 20,19 u. par.)! Die Emmausjünger offenbaren, wie niedergeschmettert die Jünger Jesu nach Seinem bitteren und so schmählichen Tod am Kreuz waren. Sie verkünden zwar ihre ehemalige Hoffnung („Wir aber hatten gehofft, dass Er es sei, der Israel erlösen werde“, Lk.24,21), aber ihre Gedanken bestimmt nun eine übergroße Enttäuschung („Im Gegenteil, das ist zu alledem heute der dritte Tag, seit dies geschehen ist“, ebd.), und das, obwohl sie schon die Nachricht der Frauen vom leeren Grab und von der Kunde der Engel gehört hatten, die Seine Auferstehung bezeugten! Sie wagen nicht einmal dies zu glauben! Ähnlich war die Stimmung bei den meisten Jüngern Jesu, wie wir es aus den Berichten der Evangelisten sehen.
Jesus hat auch uns berufen, in einer Welt, die von Sünde, Unvollkommenheit, Leid und Vergänglichkeit bestimmt ist. Er hat auch uns geoffenbart, dass wir hier noch den Folgen der Sünde ausgeliefert sind und damit auch Tod und Kreuz mit Ihm zu tragen haben. Auch uns könnte es manchmal so vorkommen, als ob diese Unvollkommenheit und Verderbtheit alles bestimmen würde, als ob Lüge, Bosheit und Tod überall triumphieren und die Liebe, zu der Jesus Christus uns berufen hat, keine Zukunft und keine Chance haben würde.
Doch auch uns hat Jesus dieselbe Botschaft wie Seinen Jüngern hinterlassen, dass Er zu uns auf die Erde hernieder gestiegen ist, um uns aus Tod und Sünde zu erretten, um uns im Glauben zu einem neuen Leben in Seiner Liebe und damit auch in der Hoffnung auf die Auferstehung und auf Seine Wiederkunft zu berufen! Der christliche Glaube ist so ein Licht für die ganze Welt, die ohne diese Botschaft letztlich nur Finsternis und Todesschatten ist, fern jeder Wahrheit und Vernunft!
Jesus bezeugt Seine Größe und Seine Wahrheit nicht nur damals, sondern auch heute durch zahlreiche Zeichen und Wunder. Sie geschehen äußerlich und innerlich in den Menschen und in den Abläufen der Schöpfung weltweit. Oft sind unsere Augen aber blind, weil wir sie zu sehr von Jesus und Seiner Liebe ab- und den vergänglichen Dingen zuwenden, oft ist unser Herz zu sehr verschlossen und zu lau, als dass wir uns für diese Zeichen überhaupt öffnen und interessieren. Auch die Jünger von Emmaus brauchten lange, bis ihnen die Augen aufgingen und sie Jesus erkannten, der doch so deutlich zu ihnen sprach (Lk.24,16.31). Plötzlich aber bemerken sie Ihn, als sie Seine Reden und Taten tief genug in ihr Herz eindringen ließen. Da erst achten sie auf das Feuer und die Freude an der Liebe und der Wahrheit, die der Heilige Geist in unseren Herzen zum Leuchten bringt: „Brannte nicht unser Herz in uns, als Er unterwegs mit uns redete und uns die Schriften erschloss?“ (Lk.24,32). Jesus aber lässt sich von ihnen nicht mehr in irdischer Gestalt und Begrenztheit hier auf Erden festhalten, wie Er es auch zu Magdalena bei Seiner Erscheinung als Auferstandener sagt (Joh.20,17), weil Sein Leben nun beim Vater ist und Er den Auftrag der Verkündigung und Fortführung Seines Wirkens hier auf Erden nun Seiner Kirche anvertraut hat.
Und so brechen die beiden Jünger von Emmaus „noch in derselben Stunde“ auf und „kehrten nach Jerusalem zurück“ (Lk.24,23), um es den übrigen Jüngern und Gefährten zu verkünden, dass Jesus ihnen in Seinem neuen Leben machtvoll erschienen ist. Doch diese riefen ihnen schon bei der Ankunft entgegen: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden. Er ist dem Simon erschienen“ (Lk.24,34). „Nun erzählten auch sie, was sich unterwegs zugetragen und wie sie Ihn am Brotbrechen erkannt hatten“ (Lk.24,35).
Jesus zeigt sich bei Seinen Jüngern, gnadenvoll und zuvorkommend, ohne dass diese überhaupt noch auf diese Seine Gegenwart zu hoffen gewagt hätten. Jesus kommt nicht als Produkt ihrer Phantasie, sondern voll Leben und voller Wirkkraft in der Realität ihres Lebens: „Während sie noch darüber sprachen, stand Er mitten unter ihnen und sagte zu ihnen: ‚Friede sei mit euch! … Weshalb seid ihr erschrocken, und warum steigen Zweifel auf in euren Herzen? Seht meine Hände und meine Füße! Ich bin es selbst. Betastet mich und seht es ein! Ein Geist hat doch nicht Fleisch und Bein, wie ihr es an mir seht! … Habt ihr etwas zu essen da?’ Sie reichten Ihm ein Stück gebratenen Fisches und eine Honigscheibe. Er nahm es und aß vor ihren Augen (Lk.24,36-43).
Und das Johannesevangelium, das mit der Verkündigung der Göttlichkeit Jesu Christi, des Wortes beginnt („Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“, Joh.1,1) führt uns am Ende zum Verständnis dieser Worte und zum Bekenntnis des Apostels Thomas „Mein Herr und mein Gott!“ (20,28), als sich ihm Jesus nach Seiner Auferstehung in Seinem neuen Leben trotz aller vorhergegangenen Zweifel der Jünger offenbart.
Gott, der die ganze Schöpfung aus dem Nichts hervorgebracht hat, kann und wird auch uns aus der Todesverfallenheit unseres Lebens retten, wenn wir nur bereit sind, uns durch die Gnade Christi im Glauben von der Sünde loszusagen, um in Ihm als Kinder Gottes am neuen Leben in der Liebe Gottes Anteil zu erhalten! Die Evangelien bezeugen, dass dies nicht nur ein geistiger Prozess ist, sondern dass Gott auch unseren Leib von seinem jetzigen erbsündlichen Zustand des Todes, des Schmerzes und der Unvollkommenheit am Ende neu gestalten und in der Herrlichkeit einer neuen Schöpfung am jüngsten Tage vollenden wird.
Auch wir leiden wie die Jünger damals unter dem Kreuz Christi, das sich heute besonders auch im Leiden Seiner Kirche offenbart, der von allen Seiten, selbst von denen, die eigentlich Seine Jünger sein sollten, Schmerz und Leid zugefügt wird. Auch wir sind in Gefahr, die Hoffnung auf Gottes Kraft und auf Seine Liebe zu verlieren, wenn wir nur auf unsere eigene Kraft vertrauen und unser Ohr und unser Auge nicht mehr auf Jesus gerichtet halten! Wie leicht übersehen wir die Zeichen Seiner Liebe und Seiner Gnade gerade in schwierigen Zeiten!
Er ist der Herr! Er wirkt auch heute in Seiner Kraft und in Seiner Herrlichkeit! Lassen wir uns von ihm führen, damit auch wir wie Seine Jünger damals den Sieg Seines Kreuzes über alle feindlichen Mächte immer klarer erkennen! Wir wollen dieses Sein Kreuz nicht aus unserem Leben verbannen, sondern es als Siegeszeichen anerkennen und es in unserem eigenen Leben gern in der Nachfolge Christi tragen! Dann werden wir auch bereit und fähig, den Sieg Seiner Auferstehung zu verkünden, wozu Er uns ja sendet, um in aller Welt die Menschen zu wahren Liebe Gottes zurückzurufen! Auch in unserem eigenen Leben wird sich dann die Kraft Seines Sieges über Tod und Teufel zeigen, wie Jesus selbst sagt: „In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Todbringendes trinken, wird es ihnen keineswegs schaden. Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden“ (Mk.16,17f.).
Ostern ruft uns in Erinnerung: Jesus Christus ist der Herr! Noch ist die Neugestaltung der Schöpfung nicht vollendet. Aber wir selbst dürfen schon jetzt Christus durch die Abkehr von der Sünde und durch Seine Gnade in einem neuen Leben, das uns Anteil an Seinem neuen Leben in der Herrlichkeit schenkt, dienen, auch wenn hier auf Erden noch alle Kreatur wegen der Folgen der Erbsünde seufzt und zu leiden hat. In diesem Sinn und in der Liebe Christi soll und darf unser Leben dann auch reiche Früchte bringen und auch vielen Menschen das Licht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe entzünden helfen: „So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt.5,16)!

Thomas Ehrenberger

 

 

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